Die vier wichtigsten Bücher zum Thema Heilung und Transformation

Inhalt

Vier Bücher standen am Anfang meiner eigenen Reise zur Heilung. Mittlerweile gibt es wichtigere Bücher für mich. Aber in der Zeit von 2015 und 2016 bildeten sie das Fundament für meine Reise. Ich las diese vier Bücher mehr oder weniger gleichzeitig und das war wichtig: Sie fügten sich auf wunderbare Weise zusammen.

Motiviert durch diese Bücher begann ich dann auch, Sitzungen in Somatic Experiencing und Craniosacral-Therapie zu nehmen. Zusätzlich dazu besuchte ich einen MBSR Kurs und begann mit formeller Meditation. Die Sitzungen und der Kurs waren wichtig, weil sie mich darin unterstützten, dieses Wissen als gelebte Praxis umzusetzen. Innerhalb einiger Monate hat sich mein Leben dank diesem Fundament komplett transformiert.

Hier sind nun diese vier Bücher. Und danach auch ein kurzes Fazit, was ich aus dieser Zeit gelernt habe.

Hast du auch Bücher, die dein Leben verändert haben? Schreibe gerne dazu im Kommentar.

Peter Levine: Vom Trauma befreien

Mit diesem Buch hat alles angefangen. Das Wort Trauma kannte ich vor der Lektüre dieses Buches nur aus der Alltagssprache, aber ich keine genaue Vorstellung davon, was es wirklich bedeutete. Als ich dieses Buch las, fiel es mir wie Schuppen von den Augen! Ich verstand plötzlich, warum mein Körper manchmal so intensiv reagierte. Ich litt schon mein ganzes Leben an Traumafolgen, doch war mir das vor diesem Buch nicht bewusst. Nun bekam ich einen Begriff und eine Landkarte für ein völlig neues Terrain. Was für eine Erleichterung, Orientierung zu haben!

Neben einer Landkarte bot dieses Buch sogar auch eine Methode, um aus diesen Zuständen wieder herauszukommen. Diese Methode heisst Somatic Experiencing (SE) und ich meldete mich gleich bei einer Therapeutin dafür an. Es werden meine ersten therapeutischen Sitzungen überhaupt sein. In den nächsten Monaten und Jahren habe ich dann auch noch andere Bücher von Peter Levine gelesen, beispielsweise «Sprache ohne Worte. Wie unser Körper Trauma verarbeitet und uns in die innere Balance zurückführt».

In der Ausbildung zum Craniosacral-Therapeuten floss SE und die Arbeit von Peter Levine sehr stark in den Unterricht ein. Einer meiner beiden Hauptlehrer, Kavi Gemin, ist gleichzeitig auch Senior Teacher für SE.

Nach mehr als drei Jahrzehnten der Beschäftigung mit dem Thema Trauma bin ich zum Ergebnis gekommen, dass Menschen die angeborene Fähigkeit besitzen, ein Trauma zu besiegen. Ich bin überzeugt davon, dass ein Trauma heilbar ist und dass der Heilungsprozess ein Katalysator für tief greifendes Erwachen sein kann – ein Türöffner für emotionale und echte spirituelle Transformation

Gendlin, Eugene: Focusing

Die Lektüre von Peter Levine führte mich zu Gene Gendlin. Levine bezog sich in seinem Buch über Trauma oft auf Gendlin und drückte aus, wie wichtig dieser Mann für die Entwicklung seiner Methode, dem Somatic Experiencing, war. Nachdem ich diesen Namen so oft gelesen habe, bestellte ich mir einfach mal sein bekanntestes Buch: Focusing.

Dieses Buch ist ziemlich dünn und ich las es an einem Abend durch. Die Übungen machte ich gleich mit. Focusing war für mich so zugänglich, dass ich an diesem Abend einen Durchbruch hatte. Ich kam in Kontakt mit einem Felt Sense, der meine Angst genau beschrieb. Es war ein sehr altes Gefühl. Ein Ereignis bei meiner Geburt. Plötzlich fühlte und sah ich sehr klar, was damals geschehen ist und wie es mich geprägt hat. Da ist was geschehen und der Körper erinnert sich.
Seitdem mache ich fast jeden Tag Focusing, oft auch für kleine Fragen: Möchte ich diese Brille kaufen – oder doch jene? Möchte ich das essen – oder doch was anderes? Brauche ich jetzt Zeit für eine Pause? Was genau liegt macht es für mich gerade schwierig, liebevoll präsent mit meinem Kind zu sein?

Focusing hat mir den Zugang zu meinem Körperwissen geöffnet. Ich habe gelernt, den Körper zu bewohnen und ihn als Kompass zu nutzen.


Drei Jahre nach der Lektüre dieses Buches begann ich mit der Ausbildung zum Focusing Coach bei Hans Neidhardt und Klaus Renn.

Mehr Informationen zu Focusing und Gene Gendlin findest du hier.

Was abgespalten ist und nicht gefühlt wird, bleibt immer dasselbe. Wenn es gefühlt wird, ändert es sich. Die meisten Menschen wissen das nicht! Sie glauben, sie machen sich zu guten Menschen, wenn sie sich das Fühlen ihrer negativen Seiten verbieten. Das bewirkt aber genau das Gegenteil: Es hält diese negativen Seiten statisch, sie bleiben dieselben Jahr für Jahr. Einige Augenblicke des Hineinfühlens in den Körper erlaubt, dass sie sich wandeln. Wenn da etwas Schlechtes, Krankes oder Schwaches ist, lassen Sie es innerlich da sein und atmen Sie dabei. Das ist der einzige Weg, dass es sich entwickeln und in die Form verwandeln kann, die es braucht.

Gene Gendling Focusing

Marshall Rosenberg: Gewaltfreie Kommunikation

In der Zeit dieser vier Bücher habe ich als Buchhändler gearbeitet. Und ein Buch, das mir damals fremd war, wurde ständig gekauft. Ich war neugierig und nahm es mit in die Pause. Und dann las ich und mir kamen Tränen.

Hier schrieb jemand, dass jedes Gefühl eine Berechtigung hat und gefühlt werden darf. Und es darf auch ausgedrückt werden. Jedes Gefühl hat eine Berechtigung, weil dahinter ein Bedürfnis steht. Wir können dann – wenn wir wollen – jedes Gefühl und das dahinterliegende Bedürfnis teilen und formulieren. Es gibt eine Sprache dafür.

Mir wurde schmerzhaft klar, dass ich viele Gefühle nicht ausdrücken konnte. Beispielsweise Wut, Schmerz, Angst, Ekel. Diese Gefühle durften eigentlich nicht sein. Ich fühlte sie nicht mal. Eigentlich konnte ich damals nur Traurigkeit und Freude ausdrücken. Das war das, was ich mir selber erlaubt habe. Was für eine Befreiung war es, zu fühlen, was ich fühle!

Und weil ich gleichzeitig auch die Bücher von Levine und Gendlin las, konnte ich gleich auch nachspüren: Was ist das für ein Gefühl gerade? Ach, ja, Traurigkeit. Was für ein Bedürfnis liegt dahinter? Genau, das Gefühl von Gesehen-werden. Wie fühlt sich das gerade im Körper an? Schwer und eng in der Brust. Wenn es eine Farbe hätte, dann dunkelblau.

Zu dieser Zeit bot jemand in Bern auch einen Kurs für Gewaltfreie Kommunikaton an. Das half mir nochmal, diese Haltung zu verkörpern und in mein Leben zu integrieren.

Ich denke, das Ziel im Leben ist es nicht, immer glücklich zu sein, sondern all unser Lachen zu lachen und all unsere Tränen zu weinen.

Gewaltfreie Kommunikation von Rosenberg

Jon Kabat-Zinn: Gesund durch Meditation

In einer Folge Sternstunde Philosophie lernte ich Jon Kabat-Zinn kennen. Gefühlt habe ich schon mein Leben lang meditiert. Aber nie formell. Ich habe einige Bücher zu Meditation gelesen und habe mich auch immer wieder hingesetzt. Aber ich hatte keinen Lehrer und keine Gruppe.

Dieser Mann strahlte eine Ruhe aus, und ich wusste, dass ich von ihm lernen möchte. So meldete ich mich für einen MBSR Kurs an. Der MBSR Kurs dauert 8 Wochen, es gibt Meditationsanleitungen, Yogaübungen und Gespräche. Ich war begeistert. So begeistert, dass ich gleich meine Bachelorarbeit über diese Methode schrieb.

Und gleichzeitig las ich in seinem Buch.

Nach diesem Kurs machte ich mit Meditation weiter und ging auf Retreats und in buddhistische Klöster. Ich fand auch eine gute Sangha, wo wir uns wöchentlich zum gemeinsamen Meditieren trafen.

Erlaube dir selbst, den jetzigen Moment, genauso wie er ist, anzunehmen. Erlaube dir selbst, genauso wie du bist, zu sein.

Warum diese vier Bücher für mich so wichtig waren

Während vieler Monate habe ich mit diesen Büchern gearbeitet. Gefühlt jeden Tag. Ich habe sie parallel gelesen. Sie haben sich wunderbar ergänzt.

Ich habe gelernt, dass ich frühe traumatische Erfahrungen erfahren habe. Per Definition überfordert Trauma, weshalb es auch verdrängt wird. Die Erfahrungen werden aber gespeichert, sie sind wie eingefroren und kommen immer wieder an die Oberfläche.

Mit der Zeit bekamen diese traumatischen Erfahrungen eine Geschichte und einen Kontext. Ich konnte mich orientieren und lernte, was ich machen kann, um mich besser regulieren zu können.

Ich lernte zu fühlen, was ich fühle. Ich lernte, in meinem Körper präsent zu sein und einfach wahrzunehmen. Was für ein grosser Schritt für jemand, der früh gelernt hat, nicht zu fühlen.

Ich lernte zu benennen, was in mir vorging. Mein Körper war nun weniger etwas, was wie unabhängig von mir funktionierte und mich immer überforderte. Ich lernte zu unterscheiden: Jetzt passiert das, jetzt das.

Ich lernte auch Selbstannahme und Selbstfürsorge. Statt unbewusst gegen das anzukämpfen, was in mir war, konnte ich es nun besser zulassen und anerkennen.

Und ich lernte, dass Bücher alleine manchmal nicht genügen. Durch die therapeutischen Sitzungen mit Somatic Experiencing und Craniosacral-Therapie und dem MBSR lernte ich das gelernte Wissen anzuwenden. Austausch war so wichtig! Dadurch konnte ich dieses Wissen viel stärker verkörpern.

Auch heute sind mir noch Bücher sehr wichtig. Mittlerweile sind therapeutische Sitzungen und Kurse aber wichtiger geworden.

Ein Buch, das ich später las und das mein Leben nochmal verändert hat war ein Buch über das Enneagramm.

Enneagramm

Ich begegnete dem Enneagramm in der Focusing Ausbildung bei Hans Neidhardt. Hans hat selber auch ein Buch übers Enneagramm geschrieben und gibt auch Kurse. Deshalb war dieses Thema in der Ausbildung eingebaut und einige andere Leute aus dem Kurs kannten es auch schon. Deshalb las ich dieses Buch. Und dann konnte ich mich mit Hans und den anderen Kursteilnehmenden darüber austauschen.

Das Enneagramm beschreibt neun verschiedene Muster, mit denen sich Menschen strukturieren. Jeder Mensch lebt hauptsächlich ein Muster. Als ich das Kapitel zu einem dieser neun Muster las, war es wie ein Spiegel: Ich erkannte mich wieder und das war befreiend und beschämend zugleich. Es war so präzise! Ich konnte es gar nicht glauben. Das wirklich wertvolle für mich war dann aber, dass das Enneagramm für jedes Muster ein anderes Muster als Entwicklungsrichtung vorschlägt. Ich erkannte also nicht nur, wie sich mein Ego strukturiert, sondern auch einen Lösungsweg. Und diesem folge ich nun schon seit einigen Jahren.

Enneagramm Richard Rohr

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