KomplementärTherapie sieht Genesung als ein individuelles Geschehen, das die Wechselwirkungen von Körper, Seele und Geist umfasst. Komplementärtherapeutisches Handeln ist interaktiv, methoden-, körper- und prozesszentriert. Ziele sind die Förderung des Genesungsprozesses sowie die Stärkung von Selbstregulation, Selbstwahrnehmung und Genesungskompetenz.
OdA KT
Ich komme aus der Schweiz und lebe nun glücklich in Heidelberg. In der Schweiz habe ich eine Ausbildung als KomplementärTherapeut mit der Methode Craniosacral Therapie abgeschlossen. In Deutschland entspricht meine Arbeit dem Berufsbild des Gesundheitspraktikers.
KomplementärTherapie ist in der Schweiz ein anerkannter Beruf. Er wird von der Organisation der Arbeitswelt KomplementärTherapie OdA KT beschrieben und organisiert. Dieser Artikel orientiert sich an den Texten dieser Organisation. Weiter unten findest du die Links zu den betreffenden Dokumenten und Webseiten.
Die Methoden der KomplementärTherapie wurden aufgrund von Erfahrungswissen über die Entstehung von Gesundheit entwickelt. Dieses Wissen ist teilweise seit Jahrhunderten überliefert und wird heute mit neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen aus verschiedenen Forschungsrichtungen verknüpft. Die Wirkung komplementärtherapeutischer Methoden wurde in bestimmten Bereichen wissenschaftlich nachgewiesen, wobei weitere, der KomplementäTherapie entsprechende Forschung notwendig ist. Nicht zuletzt die grosse Nachfrage gibt deutliche Hinweise auf die Wirksamkeit des komplementärtherapeutischen Handelns, das letztlich immer individuell, interaktiv und situativ erfolgt und nicht standardisierbar ist.
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Komplementär bedeutet aufüllen und ergänzen
Mit methodenspezifischer körperzentrierter Berührungs-, Bewegungs-, Atem- und Energiearbeit werden körperliche Zustände erfahrbar und beeinflussbar gemacht. Gemeinsam werden die körperlich ausgelösten Prozesse reflektiert und integriert. Klient*innen erkennen auf diesem Weg Zusammenhänge zwischen ihren gesundheitlichen Beschwerden und dem Umgang mit sich. Diese vertiefte Selbstwahrnehmung bringt sie in Kontakt mit blockierenden Bewegungs-, Haltungs-, Handlungs-, Denk- und Gefühlsmustern und ermöglicht ihnen – zunächst mit Unterstützung der Therapeut*innen, später aus sich selbst heraus – neue Lösungen zu finden und zu erproben.
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In der KomplementärTherapie steht der Begriff „komplementär“ (von lat. complere: auffüllen, ganz machen) für einen Prozess, der Körper, Geist und Seele gleichermassen umfasst. In der Schweiz arbeiten deshalb auch gerne Schulmediziner mit KT-Therapeutinnen zusammen. Mittlerweile gibt es 22 anerkannte Methoden, unter anderem auch die Craniosacral Therapie. In der Schweiz gehörte die diese zu den ersten Methoden, die als KomplementärTherapie anerkannt wurden und ist bis heute eine der beliebtesten. Andere Methoden sind unter anderem: Atemtherapie, Ayurveda Therapie, Faszientherapie, Feldenkrais Therapie, Heileurythmie Kinesiologie und Shiatsu.
KomplementärTherapie ist keine Alternativmedizin
Die KomplementärTherapie sieht sich als Ergänzung zur Schulmedizin und nicht als Alternative. KomplementärTherapeuten stellen keine Diagnose und verschreiben keine Medikamente. Sie arbeiten nur mit Sprache, Bewusstsein und den eigenen Händen.
- Stärkung der Selbstregulation
- Stärkung der Selbstwahrnehmung
- Stärkung der Genesungskompetenz
- Ressourcen
- Resilienz
- Kohärenzgefühl
- Selbstermächtigung
Ziele der KomplementärTherapie
Das Ziel der KomplementärTherapie ist, das körperliche und seelische Wohlbefinden und den Umgang mit Krankheit und Leiden zu verbessern.
Die KomplementärTherapie erachtet Genesung als einen Prozess, der von verschiedenen, sich ergänzenden Faktoren abhängig ist und Körper, Seele und Geist gleichermassen umfasst. Sie setzt diesen Prozess über die Stärkung der Selbstregulation, der Selbstwahrnehmung und der Genesungskompetenz in Gang.
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Stärkung der Selbstregulation
Die KomplementärTherapie spricht die selbstregulativen Kräfte des Menschen an. Mit ihren Methode, wie beispielsweise die Craniosacrale Biodynamik kann die Selbstregulationsfähigkeit wesentlich beeinflusst werden. Das ist auch für die Prävention wichtig: Werden Ungleichgewichte und Störungen der Selbstregulation frühzeitig bearbeitet, können dadurch Erkrankungen vorgebeugt werden.
Stärkung der Selbstwahrnehmung
Die körper- und prozesszentrierte KomplementärTherapie unterstützt die Selbstwahrnehmung von Klientinnen. Das ist wichtig, weil Selbstwahrnehmung eine wesentliche Voraussetzung darstellt, um krankmachenden Faktoren der Lebensführung bewusst zu werden. Diese Selbstwahrnehmung bildet dann die Basis, um Veränderungen angehen zu können.
Stärkung der Genesungskompetenz
KomplementärTherapie unterstützt die Klienten, ihre eigene Gesundheit durch persönliche Ressourcen und Resilienzfaktoren zu stärken. Damit wird die Fähigkeit unterstützt, die eigenen körperlichen, seelischen und geistigen Kräfte optimal einzusetzen. Das fördert im Umgang mit Beschwerden und Krankheit selbstkompetentes Handeln.
Fokus der KomplementärTherapie
Im Fokus der KomplementärTherapie steht die Förderung von Ressourcen, Resilienz, Kohärenzgefühl und Selbstermächtigung:
Im Fokus der komplementärtherapeutischen Arbeit stehen jene Aspekte, welche die Wiederherstellung der Selbstregulation und die damit verbundenen Genesungsprozesse unterstützen. Einerseits sollen körperliche, emotionale und mentale Blockaden und Hemmnisse gelöst, andererseits jene Fähigkeiten gestärkt werden, welche die eigenverantwortlichen Genesungsfaktoren entscheidend unterstützen.
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Ressourcen
Ressourcen werden benötigt, um in schwierigen Lebenssituationen das innere Gleichgewicht zu halten oder wieder zu finden. Sie wirken als Schutzfaktoren für seelische Stabilität, körperliches Wohlbefinden und Lebensqualität. Ressourcen sind beispielsweise eigene Stärken, soziale Unterstützung oder kraftspendende Einflüsse der Natur.
Die bewusste Stärkung von Ressourcen unterstützt die Selbstregulierung und ermöglicht die Verlagerung des Blickwinkels von der Pathogenese zur Salutogenese («wie entsteht Gesundheit»). In der Craniosacralen Biodynamik sprechen wir dabei auch von der Orientierung am Gesunden.
Resilienz
Resilienz (von engl. resilience – Spannkraft, Widerstandsfähigkeit) bezeichnet die Fähigkeit, herausfordernde Situationen zu bewältigen und dabei ein gesundes Gleichgewicht zu erhalten.
Die Resilienzförderung zielt darauf ab, die generelle Widerstandsfähigkeit gegenüber andauernden Belastungsrisiken, die Belastbarkeit unter hohem zeitlichem Druck und die Erholungsfähigkeit nach extremer Stresserfahrung möglichst effektiv zu unterstützen.
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Die Resilienzforschung rückt insbesondere folgende Faktoren ins Zentrum: Positives Selbstbild, Zuversicht und Optimismus, Selbstakzeptanz und Selbstvertrauen in die eigenen Stärken und Fähigkeiten, Zukunfts- und Zielorientierung, Handlungs- und Lösungsorientierung, emotionale Selbstregulation, Aufbau und Gestaltung von tragenden Beziehungen, Übernahme von Verantwortung, Problemlösungskompetenz.
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Kohärenzgefühl
Hier orientiert sich die KomplementärTherapie am Modell der Salutogenese von Aaron Antonovsky. Nach diesem Modell ist Gesundheit ein dynamischer, eigenverantwortlich gestalteter Prozess. Das Kohärenzgefühl basiert dabei auf den Faktoren Verstehbarkeit, Handhabbarkeit und Bedeutsamkeit.
Verstehbarkeit:
– Das Gefühl der Verstehbarkeit beinhaltet die Kompetenz, Informationen konsistent zu strukturieren und einzuordnen, Ursachen, Bedingungen und Zusammenhänge zu erkennen, Situationen zu erklären und zu verarbeiten und realistische Einschätzungen und Voraussagen über die Anforderungen vornehmen zu können. Das, womit man konfrontiert ist, wird somit nicht als unerklärlich, willkürlich, chaotisch oder zufällig empfunden.
Handhabbarkeit:
– Das Gefühl der Handhabbarkeit beinhaltet die Überzeugung und Zuversicht, der man vertraut, dass die Probleme zu bewältigen sind, und dass man die hierfür benötigten Ressourcen zur Verfügung hat. Man kann somit realistische Ziele und Vorgehensschritte formulieren und an das Gelingen glauben.
Bedeutsamkeit:
– Das Gefühl der Bedeutsamkeit und Sinnhaftigkeit beinhaltet die Überzeugung, dass es sich lohnt, Probleme als Herausforderung zu nehmen. Diese motivationale Komponente, das Engagement, gilt als die wichtigste Voraussetzung der Widerstandsfähigkeit, da sie nicht in eine „Opferhaltung“ sondern in Richtung aktive, kompetente Selbstgestaltung führt. Man benötigt Motivation und Willenskraft, um Veränderungen einzuleiten und zu realisieren. Sinnhaftigkeit ergibt sich immer auch aus der Verankerung in einer „Transzendenz“, welche dem Leben eine Bedeutung gibt, die über das Individuelle hinausreicht.
Selbstermächtigung
Unter Selbstermächtigung (englisch „Empowerment“) versteht die KomplementärTherapie, die Fähigkeit zu einem selbst initiierten und selbst gesteuerten Prozess der Wiederherstellung von Lebenssouveränität und Gestaltungskraft.
Klient*innen werden ermutigt, befähigt und darin bestärkt, selbstkompetent und aktiv mit gesundheitlichen Störungen umzugehen. Sie nehmen gestaltenden Einfluss auf ihren Genesungsprozess und ihre Gesundheit.
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Gestaltungsprinzipien der KomplementärTherapie
Die KomplementärTherapie gestaltet ihre körper- und prozesszentrierte Tätigkeit nach folgenden Prinzipien:
Prinzip der Beziehung
KomplementärTherapie setzt auf Beziehungsgestaltung.
Je sicherer und aufgehobener sich Menschen fühlen, umso besser können selbstregulierende Prozesse gefördert werden. Forschungen zeigen auf, dass Selbst-Heilungsprozesse zu grossen Teilen von der Beziehungsqualität zwischen Klient*in und Therapeut*in abhängig sind.
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Prinzip des Dialoges
KomplementärTherapie setzt auf dialogisches Lernen.
KomplementärTherapie beruht auf „gemeinsamem Handeln und Lernen“; die dialogische Interaktion zwischen Klient*in und Therapeut*in ist zentrales Gestaltungselement. Klient*innen sind von Anfang an mitgestaltende Akteurinnen und Akteure. Diese Interaktion entspricht einem Erforschen und Erfahren zwischen den KomplementärTherapeut*innen mit ihren Fachkenntnissen und den Klient*innen mit ihrer Selbstkompetenz.
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Prinzip der positiven Erfahrung
KomplementärTherapie setzt auf positive Erfahrung.
Veränderung entwickelt sich aus der Erfahrung, etwas bewirken zu können, positive Handlungsschritte in Gang setzen zu können und Fortschritte zu machen. Erfahrungslernen wertet das Bisherige als wichtig und wertvoll, ermöglicht ressourcenorientierte Erweiterung und Veränderung, ist Motivation und Grundlage zur weiteren Entwicklung.
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Prinzip der Lösungsorientierung
KomplementärTherapie setzt auf lösungsorientiertes Arbeiten.
Lösungen entstehen dort, wo neue Sicht- und Handlungsweisen entdeckt und umgesetzt werden können. Lösungsorientierung bedingt mentale und verhaltensbezogene Veränderungsprozesse, die Problembewusstheit, Akzeptanz, Motivation, Zielgerichtetheit, Geduld und Beharrlichkeit erfordern.
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Prinzip des Prozesses
KomplementärTherapie setzt auf prozesszentriertes Arbeiten.
Komplementärtherapeutisches Handeln stärkt von Beginn an gezielt Ressourcen und Resilienzfaktoren und initiiert lösungs- und motivationsorientierte Sicht- und Handlungsweisen, damit Genesungs-prozesse nachhaltig und selbstkompetent erfolgen können.
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Ausbildung zum KomplementärTherapeuten
Die Ausbildung dauert bis zum Erwerb des Branchenzertifikats OdA KT mindestens drei Jahre. Allein die Grundausbildung umfasste bei mir 2700 Stunden. Gelernt wird eine einzelne Methode, wie beispielsweise die Craniosacral Therapie. Andere Methoden sind unter anderem, Atemtherapie, Ayurveda Therapie, Faszientherapie, Feldenkrais Therapie, Heileurythmie Kinesiologie und Shiatsu.
Darüber hinaus wird allgemeines Wissen vermittelt: Medizinische Grundlagen wie Biologie, Anatomie, Physiologie, Krankheitslehre, Pharmakologie und Gesprächsführung.
Ein weiterer wichtiger Teil ist der Praktikumsteil mit Hospitanzen, begleitetem Üben, Behandlungen unter direkter Supervision erfahrener Practitioner.