«Mein inneres Kind weist mir den Weg aus dem Burn-out». Ein Fallbericht

Über die Fallberichte

Auf dieser Webseite findest du einige Fallberichte aus meiner Praxis. Die Gründe warum Menschen zu mir kommen, mögen auf den ersten Blick sehr unterschiedlich aussehen. Im Kern geht es aber immer darum, in besseren Kontakt zu sich selber zu kommen und Heilung und Transformationen von innen her zu erfahren. Durch die raumgebende Präsenz und der Orientierung am Prozess,. wie er sich von innen her entfaltet, zeigen sich vielfältige Themen. Diese Fallberichte zeigen Beispiele, wie man in Dialog mit dem eigenen Sein kommen kann, um körperliche, emotionale, energetische Herausforderungen zu bearbeiten. 

Anna hatte ein Burn-out und war deswegen für einige Zeit in der Klinik. Als sie zu mir in die Sitzung kam, war der Aufenthalt in der Klinik bereits vorbei und sie hatte noch etwas Zeit, bis sie wieder mit ihrer Arbeit begann. Ihr Anliegen war, die Erkenntnisse und Prozesse aus der Klinik zu integrieren und sich wieder auf ihr alltägliches Leben einzustimmen.

Bevor wir mit der eigentlichen Sitzung starteten, machten wir eine kleine Zentrierungsübung. Dadurch, dass wir dem Körper und dem Nervensystem Zeit geben, sich zu orientieren und ankommen zu können, kann sich schon etwas entspannen.  Oft ist sichtbar, wie sich die Atmung beruhigt. Das Zentrieren ist Bestandteil der holistischen Körperarbeit und findet vor jeder Sitzung statt. Es bereitet den Boden für den folgenden Prozess.

Das Zentrieren hilft auch, den Kontakt zum Körper zu stärken. Durch diesen gestärkten Kontakt kann sich der Prozess in der Sitzung wesentlich leichter entfalten und tiefer gehen.

Das verletzte innere Kind

Nach dem Zentrieren erzählte mir Anna mehr von ihrer Absicht für diese Sitzung. In der Klinik sei sie ihrem inneren Kind begegnet. Das war sehr aufwühlend. Denn die kleine Anna hatte Missbrauch erlebt. In der Klinik sah es für Anna so aus, als hätte die Kleine die Symptomatik des Burn-out geschickt. Sie wollte diese Erfahrungen jetzt integrieren, damit sie wieder gut im Alltag leben könnte.

Wir wechselten auf die Liege. Nachdem wir gut eingerichtet waren, liess ich Anna Zeit anzukommen und sich an ihre Ganzheit und Einheit zu erinnern. Das geschieht in Stille und braucht Zeit und eine bestimmte Ausrichtung. Als Practitioner orientiere ich mich dabei an der innewohnenden Gesundheit und halte einen Raum, aus dem sich heraus der nächste Schritt wie von selbst von innen heraus entwickeln wird.

Es wurde ruhiger und ruhiger. Annas Körper entspannte sich und wurde durchlässiger. In dieser Sitzung fühlte es sich dann schliesslich so an, als wäre sie ein einziger vereinheitlichter Tropfen Wasser. Wenn Klientin in diesem Zustand von Neutral ist, kommt meistens der nächste Schritt von innen heraus.

Das innere Kind hat eine Vision

Anna sagte: «Jetzt spüre ich eine grosse Sehnsucht, Menschen auch so zu begleiten wie du. Ich habe schon so viel Wissen und Erfahrung dafür gesammelt und erarbeitet».

Darauf fragte ich, was denn ihr inneres Kind zu dieser grossen Sehnsucht sagen würde.

«Die Kleine sagt: ‘Das bist du’.»

Wir blieben bei dieser Sehnsucht, Menschen zu Begleiten und zu Heilen. Es zeigte sich, dass die kleine Anna das Wissen mitbringt, dass das ihre eigentliche Aufgabe sei.

Dabei entstand ein Licht im Solarplexus von Anna. Es entwickelte sich das Bild von einem Samen, der noch eingewickelt war und in die Erde gehen möchte. Dieser Samen wollte sich entwickeln.

In diesem sicheren und gehaltenen Raum und der Orientierung am Gesunden konnte Anna mit ihrem inneren Anteil sprechen, der ihr vorher so problematisch schien. Durch die Arbeit auf der Liege kann auch ein Bewusstseinszustand eintreten, der näher am Traum, Trance oder Meditation ist. Dabei wird der Zugang zum Unterbewusstsein leichter – und gleichzeitig ist das bewusste Selbst auch noch präsent.

In dieser Sitzung zeigte sich, dass sich der kindliche Anteil von Anna eine andere Arbeit wünscht, zumindest teilweise. Das Neue und Besondere für Anna war, dass sie nun mit diesem Anteil kooperieren und sich austauschen konnte. Es war so, als könnte Anna mit ihrem inneren Kind etwas Frieden schliessen.

Das innere Kind besser kennenlernen

Die holistische Arbeit ist eine stille Arbeit. Zwischen diesen kurzen Gesprächen gab es auch in dieser Sitzung immer wieder Stille. Anna war dann in Kontakt mit etwas Tieferen, mit dem sie alleine und in ihrem Alltagsbewusstsein nicht so leicht in Kontakt kommen kann.

Und in der Stille sortiert sich etwas neu: Auf körperlicher, emotionaler und energetischer Ebene.

Gegen Ende der Sitzung fragte ich Anna, ob sie die Kleine etwas besser kennenlernen möchte. Denn: Wie ist denn diese Kleine überhaupt? Und wie kann man mit ihr in Kontakt kommen?

Anna nahm wieder Kontakt mit diesem inneren Anteil auf: Und dabei kam:

Die Kleine mag Schokolade und Kartoffelbrei. Sie liebt es Geschichten erzählen und zu erfinden. Sie liebt Tanzen und Malen. Und sie hat was von Pumuckl, nämlich seine Lebendigkeit und rote Haare.

Es fühlte sich für mich so an, als ob die kleine Anna die grosse Anna dabei unterstützen möchte, zu leben, wer sie ist («das bist du»). Und diesen Samen zu entwickeln. 

Es war eine Sitzung, in der Versöhnung und Kennenlernen mit dem inneren Kind stattgefunden hat.

Literatur zum inneren Kind

Hier ein Textausschnitt aus dem Arbeitsbuch zur Aussöhnung mit dem inneren Kind:

Bei unserer Geburt sind wir noch unser inneres Kind, leben wir unser natürliches Selbst sind wir noch unser inneres Kind, leben wir unser natürliches Selbst, den Kern unseres Wesens: unsere natürlichen Gefühle, Persönlichkeit, unseren Sinn für Humor, unsere Sanftheit, unsre Talente, unsere Weisheit, Kreativität, Verspieltheit, Intuition, Neugier, Spontaneität, Empfindsamkeit, Sinnlichkeit und unser Gespür für Wunder. (…) In jedem Augenblick unseres Lebens fühlt sich unser inneres Kind von unserem erwachsenen Selbst entweder geliebt oder nicht geliebt. Wenn sich unser Kind geliebt fühlt, sind wir in der Lage, mit unserer Kreativität, unserer Leidenschaft und Freude mitzuströmen; wenn sich jedoch unser Kind von unserem Erwachsenen nicht geliebt wähnt, fühlt es sich alleine gelassen, leer, einsam, traurig, voller Scham, ängstlich, bange, voller Panik und niedergeschlagen. Wenn wir die Verantwortung für unseren eigenen Schmerz und unsere eigene Freude nicht übernehmen, fühlt sich unser Kind von uns nicht geliebt. Im Inner Bonding geht es im Wesentlichen darum, zu verstehen, was unser inneres Kind braucht, um von uns geliebt zu fühlen. Es geht um die Absicht zu lieben und um die Handlungen, die nötig sind, um den Schmerz der Vergangenheit und der Gegenwart zu heilen und uns Freude zu schenken.»

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